Im Itinerarium Antonini werden neben den Straßen auch die Raststationen, mansiones und mutationes, erwähnt. Neben Isinisca (Helfendorf), Pons Aeni (Pfaffenhofen) und Bedaium (Seebruck) wird an der Straße von Augsburg auch Ad Ambrae erwähnt. Da die Entfernung von Ad Ambrae zu Augusta Vindelicum mit 27 M.P. (ca. 40 km) angegeben wird, kann man davon ausgehen, dass damit eine Siedlung im Raum des heutigen Schöngeisings gemeint war.
AD AMBRAE - eine Straßenstation
Diese Siedlung, Ad Ambrae, Ambrae oder Ambre, muß aufgrund der Entfernung zu den nächsten Orten eine mansio gewesen sein, da diese durchschnittlich 25 M.P. (ca. 37 km) voneinander entfernt lagen. Somit ist Schöngeising der einzige Ort im Landkreis, dessen römischer Name bekannt ist, und es ist anzunehmen, dass sich dort auch die bedeutendste Siedlung der Römerzeit in unserer Umgebung befand. Zwischen den mansiones fanden sich im Abstand von ca. 8 M.P. kleinere Stationen, die mutationes. Von Ambrae bis Auguta Vindelicum sind Purk und Putzmühle bei Steindorf bekannt. An diesen Straßenstationen konnten Kurierpferde gewechselt und Wagen repariert werden. Außerdem gab es dort oft ein Bad, in dem sich Reisende und durchmarschierende Truppen erholen konnten. Prof. R. Krallinger berichtet, dass es in Ambrae einen Rückstaukanal von der Amper zur heutigen Kirche gab, dessen Reste noch bis ca. 1920 zu sehen waren. Dieser diente nach Krallinger vielleicht zu einem römischen Bad. Die Aufsicht über diese Raststationen, die oft an strategisch wichtigen Punkten lagen, hatten die beneficiarii. Die beneficiarii waren eine Art Militärpolizei, die sich aus gedienten Legionssoldaten zusammensetzte. Von der Anwesenheit des Militärs in Ambrae zeugen militärische Ausrüstungsgegenstände, die bei der Ausgrabung 1992 ans Tageslicht kamen, darunter ein Gürtelringbeschlag und eine dreiflügelige Pfeilspitze.
Ein ganz offensichtlich strategisch bedeutender Ort befand sich auf dem heutigen „Steinacker„, auf einer Anhöhe im Wald Richtung Holzhausen. Von dort hatte man einen hervorragenden Überblick nicht nur über den Amperübergang, sondern auch über die Straßen. Prof. R. Krallinger geht davon aus, dass die Benefiziarier in dem Wachturm, der sich auf der Turminsel befunden haben soll, untergebracht waren. Reste dieses Turms waren angeblich bis zu einem Hochwasser im Jahr 1767 zu sehen. Tatsächlich wurden 1950 bei einer Ausbaggerung der Amper „mehrere fast cbm große, anscheinend etwa rechteckig zugerichtete erratische Blöcke zutage gefördert„ Auch von diesem Wehrturm aus ließ sich die Amper gut überblicken, außerdem bot er durch seine Lage auf der Insel hervorragenden Schutz gegen Feinde. Wo sich die Überreste der Steine allerdings jetzt befinden, ist unbekannt. Auf die Existenz des Turmes weisen außerdem ältere Quellen hin, die von Mauerresten berichten, sowie der Name Turminsel selbst. An dieser Stelle ist zu vermerken, dass bei der Renovierung der Kapelle des Zellhofs vor einigen Jahren unter dem Altar ebenfalls ein großer Quaderblock aus Kalkstein zum Vorschein kam. Dieser Stein befindet sich heute noch an dieser Stelle. Kreisheimatpfleger Toni Drexler vermutet einen Zusammenhang zu den Steinen aus der Amper.
Eva Hiltmann
Auszug aus der Facharbeit im Leistungskurs Latein 1999