Augusta Vindelicum – die glanzvolle Provinzhauptstadt des römischen Raetien
Im Jahr 1985 feierte die einstige Römerstadt Augsburg ihre Gründung im Jahr 15 v. Chr. In diesem Jahr hatten römische Truppen die Alpen überquert und die im Voralpenland lebenden Kelten besiegt. Mit einer Stadtgründung im herkömmlichen Sinne hat dieses Datum allerding (davon geht die neuere Forschung heute aus) nichts zu tun. Denn die Gründung der Römersiedlung auf der vor verheerenden Hochwassern sicheren Hochterrasse im Mündungsdreieck der Gebirgsflüsse Lech und Wertach, aus der zunächst die Römerstadt Augusta Vindelicum und dann das heutige Augsburg hervorgingen, erfolgte wohl erst in den Jahren zwischen 8 v. Chr. und spätestens 37 n. Chr. Dieser Zeitraum umfasst also auch noch die Regierungszeit von Kaiser Tiberius (14 n. Chr. – 37 n. Chr), des Nachfolgers von Augustus. Auf jeden Fall ist Augsburg die nach Trier und Kempten älteste Stadt Deutschlands. Im Zeitraum von 8/5 v. Chr. bis 15/16. n. Chr. bestand am Zusammenfluss von Lech und Wertach im heutigen Augsburger Stadtteil Oberhausen ein Militärlager. Ein Hochwasser war vermutlich die Ursache dafür, dass es aufgegeben wurde. 1910/13 wurden in einer Kiesgrube über 10 000 Einzelfunde, Waffen, Werkzeuge und andere Ausrüstungsgegenstände sowie viele für die Datierung wichtige Münzen geborgen.
Als Nachfolger des aufgegebenen Militärlagers wurde auf der Spitze der Hochterrassen zwischen Lech und Wertach im heutigen Domviertel ein circa zehn Hektar großes Lager errichtet. In seinem Umfeld entstand die Zivilsiedlung Augusta Vindelicum mit Handwerkern und Händlern. Ab 46/47 n. Chr. war der bedeutende Militärplatz Augusta Vindelicum durch die römische Staatsstraße Via Claudia Augusta mit Oberitalien verbunden. Nach der Aufgabe des Militärlagers um das Jahr 70 n. Chr. entwickelte sich die Zivilsiedlung weiter und löste nach jüngsten Forschungen Cambonunum (Kempten) als Hauptstadt der unter Kaiser Tiberius (14 – 37 n. Chr.) gebildeten Provinz Rätien ab. Um das Jahr 121 n. Chr. stattete Kaiser Hadrian die Siedlung mit dem Stadtrecht aus. Ihr offizieller Name lautete Municipium Aelium Augustum. Während des 2. und 3. Jahrhunderts entwickelte sich ein blühendes Gemeinwesen mit Forum, Tempeln, Bädern und einer Markthalle. Um 170/180 n. Chr. wurde Augusta Vindelicum (= Aelia Augusta) mit einer Wehrmauer umgeben. Außerhalb der Stadtmauer der Römerstadt erstreckten sich entlang aller Ausfallstraßen weite Gräberfelder. Nach der Verwaltungsreform Kaiser Diokletians wurde Augsburg zur Hauptstadt der „Raetia secunda“, Flachlandraetiens. Die Hauptstadt der alpinen „Raetia prima“ wurde das schweizerische Chur. Im 4. und 5. Jahrhundert blieb Aelia Augusta als Hauptstadt der Provinz Raetia secunda in unveränderter Größe bestehen. Die römische Verwaltung endete in Aelia Augusta wohl erst um die Mitte des 5. Jahrhunderts. Für den Übergang von der spätrömischen Epoche zum frühen Mittelalter konnte eine durchgängige Besiedlung Augsburgs nachgewiesen werden. Man hat zahlreiche Relikte gefunden, die die Pracht und den Reichtum der Stadt am Lech bezeugen. Sogar die Reste eines Hafens am Lech wurden hier entdeckt. Das 1966 eröffnete Römische Museum Augsburg kann bestenfalls einen kleinen Teil der Funde ausstellen.
Auszug aus dem Flyer „Römerstadt Augsburg“ der Regio Augsburg Tourismus GmbH, Text: Concret Werbeagentur.